5 Fragen an Florian Eisath zum Masterplan Carezza
Florian Eisath – CEO Carezza Dolomites – im Gespräch mit Edgar Grämiger zum Thema Masterplan Carezza
«Auf der Führungs- und Managementebene ist der Masterplan nicht einfach ein schönes Dokument, sondern der Fahrplan für die Unternehmensentwicklung. Mit diesem Plan ist es klar, in welche Richtung man marschieren muss.»
Florian Eisath, CEO Carezza Dolomites
1. Was waren Eure Beweggründe einen Masterplan zu entwickeln?
Nun da muss ich ein bisschen ausholen; Ab 2014 habe ich mich immer mehr in den Betrieb eingearbeitet und versucht die Bergbahnen-Branche auch von der Führungsebene her besser kennenzulernen. In diesem Zusammenhang besuchte ich 2017 das Tourismusforum Alpenregionen TFA in Sölden.
Auf dem Rückweg von diesem Anlass war mir klar: «Wir brauchen einen Trainingsplan für unser Unternehmen». Seit 2008 hatten wir den Winterbetrieb in unserem Skigebiet mit grossen Anstrengungen wieder aufgebaut, aber die Ergebnisse waren noch nicht zufriedenstellend. Um zu verstehen, an welchen Schrauben gedreht werden muss oder kann, hatte ich das Bedürfnis nach einem Coaching. Darum rief ich gleich nach dem TFA in Sölden bei Euch an.
In einem ersten Schritt erarbeiteten wir in einem Workshop die Ausgangslage, mit dem Resultat einer detaillierten Auslegeordnung. Das war wichtig für uns, denn nur so hatten wir Klarheit über die Lücken. Wir kamen zum Schluss, dass die Entwicklung eines Masterplans der logische, nächste Schritt sein muss.
Der folgende Entwicklungsprozess des Masterplans war wie ein Studium für mich. So habe ich insbesondere viel über Kennzahlen gelernt und sofort begonnen die betriebswirtschaftlichen Faktoren in unserem Betrieb zu messen. Nur wer misst, kann steuern. Ohne messen wäre es Philosophie und wir sind schliesslich keine Philosophen.
2. Was ist das Resultat und der Nutzen des Masterplans?
Bevor es einen Masterplan gab, waren wir als Bergbahnunternehmen zu oft als Einzelkämpfer unterwegs. Mit der Erarbeitung des Masterplans wurde zwischen allen Leistungsträgern eine gemeinsame Diskussionsgrundlage geschaffen. Der Austausch untereinander – grischconsulta führte damals viele Gespräche – war und bleibt sehr wichtig. Der Masterplan resultierte in einem gestärkten Commitment der Leistungsträger und dem Glauben daran, gemeinsam etwas bewegen zu können.
Auf der Führungs- und Managementebene ist der Masterplan nicht einfach ein schönes Dokument, sondern der Fahrplan für die Unternehmensentwicklung. Mit diesem Plan ist es klar, in welche Richtung man marschieren muss.
Ein bedeutender Schritt des Masterplans war die Bereinigung der Anlagenstruktur am Berg. Wir haben insgesamt 5 Lifte zurückgebaut, nur 2 Lifte neu errichtet und einen Sessellift verlängert.
Im Sommer 2021 eröffneten wir die 10er Kabinenbahn «König Laurin». Sie bringt die Gäste in wenigen Minuten von der Frommer Alp zur Kölner Hütte direkt unter die Felsen des Rosengartens. Das Panorama am Rosengarten und die Nähe der Felswand sind ein imposantes Bergerlebnis. Für ein ungestörtes Panorama ist die Bergstation der neuen Anlage in den Berg hineingebaut worden. Die Ein- und Ausfahrt sind wie die Höhleneingänge in die Sagenwelt von König Laurin.
Mit einer neuen Verbindungsbahn werden wir im Januar 2022 eine direkte Anbindung ans Tierser Tal realisiert haben. Es ist übrigens die erste Cabrio-Bahn Italiens. Um auch bei diesem Projekt möglichst wenig menschliche Veränderungen der natürlichen Formen der Landschaft zuzulassen, bleiben sowohl die Tal- als auch Bergstation unter der Erde verborgen.
Über Florian Eisath – vom Spitzensportler zum Manager
Als Skirennfahrer und Mitglied des italienischen Nationalteams war Florian Eisath über 15 Jahre fester Bestandteil des Ski-Weltcups. In Alta Badia schaffte er 2016 im Riesenslalom den Sprung auf das Podest. Nach dem Ende seiner Profikarriere widmete sich Eisath ab 2018 als CEO dem Familienunternehmen «Carezza Dolomites».
Wie im Sport setzt sich Florian Eisath auch als Manager hohe Ziele. Carezza Dolomites soll sich als führendes Bergerlebnisgebiet in Südtirol etablieren.
3. Wie verlief die Zusammenarbeit mit grischconsulta?
Ein Erfolgsfaktor war, dass wir uns gleich von Beginn weg auf einer Wellenlänge gefunden haben. Auch hatte ich das Gefühl, dass ihr [Anm. d. Redaktion: Roland Zegg und Edgar Grämiger] sehr begeistert wart, von dem was in Carezza passierte und möglich erschien. Gepaart mit der unbestrittenen Kompetenz von Roland und Dir waren dies die Zutaten für eine intensive Projektarbeit und konstruktive Diskussionen auf Augenhöhe.
4. Was war besonders wertvoll? Welchen Bezug zum Masterplan hast du in deiner täglichen Arbeit?
Das gesamte Papier war für mich persönlich, als derjenige der es umsetzen muss, wertvoll. Mit dem Masterplan war und ist auch heute noch ganz klar, auf welche Projekte und Ziele sich das Team konzentrieren muss. Der Fokus wird auf das Wesentliche reduziert. Es besteht keine Gefahr mehr, nur da ein bisschen oder hier ein bisschen was zu machen. Aus Managementsicht fällt es mir viel leichter bereits den nächsten Schritt zu denken und mich vorzubereiten.
Die Schaffung eines ikonischen Ausflugsziels ist mit den realisierten Projekten bereits gut gelungen. Die Ikone und der Star ist der Rosengarten. Wir müssen nichts architektonisches Erfinden, um den Rosengarten in Szene zu setzen. Wichtiger ist es das Bergerlebnis erreichbar und erlebbar zu machen – und zwar im Sommer wie auch im Winter. Daran arbeitet unser Team jeden Tag mit viel Herzblut und Energie.
Der Masterplan war für die Unternehmung der Startschuss für grosse Änderungen. Ich pflege meinen Mitarbeitenden immer zu sagen, dass wir eigentlich wie ein junges Start-up sind. Um zum Erfolg zu kommen, müssen wir die Extrameile gehen.
5. Auf welche Neuheiten dürfen wir uns in Carezza freuen?
Zunächst einmal sind wir sehr stolz auf das bisher Umgesetzte! Die komfortable Erschliessung des Rosengartens sowie die Bereinigung der Anlagenstruktur waren wichtige Meilensteine für uns.
Als nächstes freuen wir uns auf die Eröffnung der Verbindungsbahn von Tiers.
Wir sind noch lange nicht am Ende und werden sicherlich noch das eine oder andere anpacken. Ein Augenmerk werden wir auf die kontinuierliche Weiterentwicklung des Bergerlebnisses legen sowie auf die Sicherstellung eines hochqualitativen Angebotes.
Über die Unternehmung:
Carezza Karersee – 365 Tage Bergerlebnis für Outdoor-Freaks und Natur-Freunde im Eggental
Anzahl Mitarbeitende | 20 – 25 Jahresangestellte ca. 50 Saisonmitarbeitende |
Anzahl Bahnanlagen | 13 Aufstiegsanlagen |
Highlights im Winter |
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Highlights im Sommer |
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Mehr erfahren zum Thema Masterplan: Was ist ein Masterplan – kurz und bündig erklärt!