Der Landtag Liechtenstein unterstützt einstimmig die Sanierung der Bergbahnen Malbun
Im Auftrag des Ministeriums für Inneres, Wirtschaft und Umwelt hat grischconsulta ab Januar 2021 eine Sanierungslösung für die Bergbahnen Malbun entwickelt. Das Gesamtkonzept umfasst neben Massnahmen zur strategischen Weiterentwicklung der gesamten Destination Malbun/Steg, ein detailliertes Sanierungskonzept für die Bergbahnen Malbun. Die Verknüpfung der Entwicklung der Destination mit der Entwicklung des Bergbahn-Unternehmens war ein Schlüsselfaktor im Projekt.
Das Gesamtkonzept wurde am Freitag, 03.06.2022 von den Abgeordneten des Hohen Landtages von Liechtenstein einstimmig angenommen. Damit ist ein wesentlicher Schritt zur erfolgreichen Sanierung der Bergbahnen Malbun geschafft!
grischconsulta entwickelte für das Projekt ein massgeschneidertes Projektvorgehen mit einem von der Regierung eingesetzten Projektlenkungsausschuss (PLA) und einem breit aufgestellten Sounding-Board mit diversen Interessensvertretern.
Nachfolgende Ausführungen sind eine Zusammenfassung der Sanierungslösung.
Eine detaillierte Beschreibung der Sanierungslösung finden sie im Bericht und Antrag an den Landtag (BUA), welcher durch Regierung vorgelegt wurde.
Ausgangslage
Die Destination Malbun/Steg ist das alpine Naherholungsgebiet für die liechtensteinische Bevölkerung und das Zentrum des alpinen Tourismus des Landes. Mit den Bergbahnen Malbun AG (BBM) stand der zentrale Leistungserbringer für das Berggebiet in finanzieller Schieflage.
Im Jahr 2000 schlossen sich die Malbun-Bahn AG, Triesenberg, und die Skilift Malbun AG, Vaduz, aufgrund der schlechten Finanzlage zur heutigen BBM zusammen. Im Jahr 2003 entstand wegen des drohenden Betriebsbewilligungsentzugs ein neues Konzept für modernere Liftanlagen, Schneekanonen sowie die weitere Infrastruktur. Der Landtag und die Gemeinden befürworteten das CHF 26 Mio. umfassende Projekt, dessen Finanzierung zu 25% aus privater Hand zu erfolgen hatte.
Als weiterer Meilenstein stimmte die Generalversammlung der BBM im Jahr 2013 dem Bau des JUFA-Hotels zu. Als Hauptaktionärin erteilte die Regierung dem Vorhaben ebenfalls ihre Zustimmung, nachdem die Finanzierung ohne direkte finanzielle Beteiligung des Landes gesichert werden konnte. Es war zum damaligen Zeitpunkt aber bereits fraglich, inwiefern die BBM selbst die Verzinsung ihres Anteils sicherstellen kann.
Unterstützung des Landes zur Sicherung des Betriebes im Jahr 2020
Im Jahr 2020 zeichnete sich ab, dass im Folgejahr die Hälfte des Eigenkapitals der BBM aufgebraucht sein wird und somit Sanierungsmassnahmen erforderlich werden.
Im November 2020 genehmigte der Landtag der BBM zur Sicherung des Betriebes ein zinsloses Darlehen in der Höhe von CHF 700’000. Die Gewährung des Darlehens wurde an die Bedingung geknüpft, dass unmittelbar Sanierungsschritte, einschliesslich der Entflechtung des JUFA-Hotels von der BBM, eingeleitet werden.
Gleichzeitig wurde die Regierung beauftragt, verschiedene Varianten für die Weiterentwicklung des Naherholungsgebiets Malbun/Steg sowie für die Sanierung der BBM vorzulegen, damit die BBM bis Ende 2022 auf eine nachhaltige finanzielle Grundlage gestellt werden kann.
Entflechtung JUFA-Hotel
Für die Strukturentflechtung wird die Immobilie des JUFA-Hotels durch die JUFA in Kooperation mit einer Investorengruppe übernommen und damit auf Gesellschaftsebene vollständig von den Bergbahnen entkoppelt. Um die Übernahme zu ermöglichen sind Beiträge von Land bzw. Forderungsverzichte der Banken und privaten Investoren von insgesamt CHF 4.8 Mio. notwendig.
Die Positionierung der Destination Malbun/Steg
In Bezug auf die zukünftige Ausrichtung der Destination Malbun/Steg empfiehlt der von der Regierung eingesetzte Lenkungsausschuss einen moderaten (touristischen) Ausbau des Naherholungsgebietes.
Dabei wurden sieben strategische Stossrichtungen ausgearbeitet, welche von den relevanten Stakeholdern des liechtensteinischen Berggebiets unterstützt werden:
1. Winterangebot sichern, zielgruppenspezifisch qualitativ ausbauen
2. Sommer-/Ganzjahresangebot naturnah ausbauen
3. Definition von «touristischen und nicht-touristischen Gebieten» mit definierten Nutzungen (Raumplanung)
4. Tourismusorganisation professionalisieren / Synergien nutzen
5. Schaffung einer langfristigen Tourismusfinanzierung
6. Marke «Malbun» stärken – Identität schaffen, Emotionen verankern
7. «Green Malbun» (Massnahmen für ein nachhaltiges Malbun)
Die Sanierung der Bergbahnen Malbun
Aus den strategischen Stossrichtungen abgeleitet und aufgrund der dringend notwendigen Erneuerung der Infrastruktur (z.B. Liftanlage Sareis und Beschneiung) ergibt sich für die Bergbahnen für die nächsten sechs Jahre ein Investitionsbedarf von rund CHF 13 Mio.
Im Rahmen der Sanierung der BBM ist zur Verlustverrechnung ein Kapitalschnitt bei allen Aktionären um 85% auf neu 15% des Aktienkapitals notwendig. Im Anschluss soll durch eine Kapitalaufstockung um CHF 5 Mio. durch Land, die Standortgemeinden Triesenberg und Vaduz sowie Private der beschriebene Investitionsbedarf mitfinanziert werden:
- 48% Land Liechtenstein CHF 2.4 Mio.
- 22% Standortgemeinden Triesenberg/Vaduz CHF 1.1 Mio. (je 0.55 Mio.)
- 30% Private CHF 1.5 Mio.
Beitrag zur langfristigen Sicherung des Betriebes
Das jährliche strukturelle Defizit der BBM, welches auch nach der Sanierung bestehen bleibt, soll langfristig durch jährliche Landesbeiträge von rund CHF 650’000 (mehrjährige Finanzbeschlüsse) sowie Abgaben der Ferienwohnungsbesitzer von rund CHF 250’000 (Tourismusfinanzierung) gedeckt werden.
Für die Einhebung von Ferienwohnungsabgaben durch die Gemeinde Triesenberg ist eine neue gesetzliche Grundlage notwendig. Bis zum Inkrafttreten des Gesetzes erhöhen sich die jährlichen Landesbeiträge entsprechend auf CHF 900’000. Mit diesen Beiträgen wird die BBM in der Lage sein, die erforderlichen (Ersatz-)Investitionen zu finanzieren.
Die vorgeschlagene Sanierungslösung wird in den kommenden Monaten umgesetzt, sodass die BBM bis Ende Jahr saniert ist.
Das vorliegende Sanierungskonzept ist ein klares Bekenntnis der Regierung zur Destination Malbun/Steg als alpines Erholungsgebiet und Sportstätte Liechtensteins. Demnach soll das Land Liechtenstein als Hauptaktionär und mit jährlichen finanziellen Beiträgen eine nachhaltige Entwicklung der BBM als zentraler Leistungserbringer sicherstellen. Ebenso sehen sich die Standortgemeinden Triesenberg und Vaduz in der Verantwortung, einen wesentlichen Beitrag zu leisten.
Die Regierung anerkennt das grosse Engagement von Privaten, welche sich seit Jahrzehnten für das Liechtensteiner Berggebiet einsetzen und ist überzeugt, dass es nur unter Einbezug aller Kräfte gelingen kann, das einzigartige Naherholungsgebiet Malbun/Steg erfolgreich und nachhaltig weiterzuentwickeln.
Hier geht es zum ausführlichen Bericht und Antrag der Regierung.
Berichte zum Projekt in den Medien:
- „Klares Ja zur Sanierung: Bergbahnen sind gerettet, Vaterland, 04.06.2022
- „Bezahlen muss nicht nur der Staat“, Vaterland, 04.06.2022
Die inhaltlichen Arbeiten von grischconsulta im Projekt (Auszug)
- Betriebswirtschaftliche Analyse der Bergbahnen Malbun
- Strategischen Stossrichtungen und Massnahmen für die Destination Malbun/Steg
- Entwicklungsvarianten für die Destination und das Naherholungsgebiet Malbun/Steg
- Sanierungskonzept mit Kapitalherabsetzung / Wiederaufstockung des Aktienkapitals
- Planrechnung mit verschiedenen Szenarien; Investitionsplanung
- Langfristiges Finanzierungskonzeptes mit Landesbeitrag und Zweitwohnungsabgabe
- Massnahmen zur Weiterentwicklung der Destination und des Naherholungsgebietes Malbun/Steg: Revision Zonenplanung mit klar definierten Tourismuszonen, Sicherung der Tourismusfinanzierung, Reorganisation und Aufbau einer schlagkräftigen Tourismusorganisation, Stärkung der Marke Malbun …